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Warum Anna nicht schlafen kann
Anna kann schon lange nicht mehr schlafen. Sie kann sich noch gut an den Abend erinnern,
an dem Papa zum ersten Mal merkwürdig rot im Gesicht aussah. Er hatte angefangen
rumzubrüllen und Sachen durchs Zimmer geworfen. Das war seitdem immer öfter passiert.
Einmal hatte er Mama bei den Schultern gepackt, sie geschüttelt und ihr eine runter gehauen.
Mama hatte geweint. Das tat sie seitdem oft. Einmal hatte sie ein blaues Auge, einmal eine
Platzwunde an der Stirn und einmal musste sie sogar ins Krankenhaus. Papa hatte sie mit
voller Wucht gegen den Küchenschrank geschubst. Die Nachbarn hatten die Polizei gerufen.
Papa war danach ein paar Tage nicht zu Hause, aber als er wieder kam, fing alles von vorne
an. Anna schlief nicht mehr gut und in der Schule konnte sie nicht mehr aufpassen. Sie mochte
mit niemandem darüber sprechen.
Anna und ihre Mutter sind nicht alleine!
Jede 4. Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt durch ihren Lebenspartner. In über
90% der Fälle Häuslicher Gewalt sind Frauen Opfer und Männer Täter.
Häusliche Gewalt ist jede Art körperlicher, seelischer, sexualisierter und/oder finanzieller
Misshandlung innerhalb bestehender oder ehemaliger Beziehungen. Häufig kommen in einer
Gewaltbeziehung mehrere Formen von Gewalt vor.
Jegliche Gewalt ist für Frauen äußerst demütigend, verletzt ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl
und hat einen Vertrauensverlust zur Folge.
Kinder, die häusliche Gewalt erleben, müssen immer als eigenständige Opfer der Gewalt
gesehen werden. Egal, ob sie den Gewalthandlungen direkt ausgesetzt sind oder die Gewalt als Augen
und Ohrenzeugen erleben. Kinder leiden unter kurz- und langfristigen Folgen, wenn sie Gewalt
in der Partnerschaft miterleben.